Das Prinzip ähnelt sehr stark den Terminals, die den älteren Hasen seit geraumer Zeit bekannt sind: Datenverarbeitung geschieht nicht lokal, sondern entfernt. Aber leider reichen meist Tastatur, Bildschirm und Netzwerkanbindung nicht mehr aus, um den vielfältigen Aufgabestellungen der IT im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. Denn die Benutzer generieren nur schon für basale Aufgaben wie Research und Präsentationsgestaltung Unmengen an Daten und benötigen dafür ziemlich viel Rechenleistung. Hinzu kommt, dass immer mehr partikuläre Aufgaben mit dem Computer gelöst werden. Jedes mittlere Unternehmen beschäftigt ein Paar Grafiker und sonstige Spezialisten, deren Ansprüche sich nicht vernünftig mit einer homogenen IT-Landschaft vereinbaren lassen – insbesondere dann nicht, wenn der IT-Landschaft eine Strategie vorausgeht. Chaotische Systeme mögen damit besser umgehen können, aber sobald man einen gewissen Standardisierungsgrad der Prozesse erreicht hat, kann man sich so ein System nicht mehr leisten (ausser man stellt jedem Mitarbeiter einen Informatiker zur Seite). Deshalb stellt sich die Frage, wo und wie man sinnvollerweise homogenisiert.
Auf der Ebene des Benutzers macht es bis zum heutigen Datum wenig Sinn, von einer Fat-Client-Struktur abzukommen. Die Netzwerkleistung ist nach wie vor viel zu tief, um bei gewissen Leistungsansprüchen virtuelle Instanzen von gängigen Betriebssystemen (insbesondere dem de facto Standard Windows) über Thin-Clients zur Verfügung zu stellen. Denn nur schon das einfache Surfen auf Seiten mit vielen Flash-Inhalten wird zur Geduldsprobe. Wenn dann noch rechenintensivere oder multimedialastige Programme zur Anwendung kommen, wird das Tempo unerträglich (oder die Kosten einer leistungsgerechten Netzwerkanbindung übersteigen die Einsparungen der Virtualisierung und Zentralisierung). Deshalb sollte ein Mittelweg gewählt werden, der durch das Aufkommen von Private und Public Cloud Lösungen immer attraktiver wird. Denn ein vollständiges Outsourcing der strategischen Lösungen können, wollen und sollten sich die meisten Unternehmen nicht leisten. Periphere Software as a Service Lösungen können bedenkenlos eingesetzt werden, müssen jedoch kostenmässig Vorteile bringen.
Die Chancen der Cloud liegen ganz klar in der Flexibilisierung des Zugangs und dem Wegfall der Softwareverteilung. Jedoch sollte hier darauf Wert gelegt werden, die Kräfte zu konzentrieren und nur die zentralen und supportintensivsten Aufgaben durch Cloudsolutions abzudecken. Oft läuft man Gefahr, die Entwicklungskosten solcher Lösungen zu unterschätzen und die zusätzlichen Aufwände für Security, Netzwerkkapazität und Ähnliches zu unterschätzen. Cloudsolutions müssen strategische Bedeutung für das Unternehmen haben, entsprechend finanziell und personell ausgestattet sein, damit sie funktionieren. Es hört sich beinahe schon wie eine Binsenwahrheit an, aber diese Projekte scheitern nicht zuletzt daran, dass man die neue Technik in ihrer Komplexität und Konsequenz unterschätzt.